Weine sind vor allem Erinnerungen, Erinnerungen an Begegnungen, Erinnerungen an Reisen, Erinnerungen an eine Landschaft und insbesondere Erinnerungen an Menschen.

Kaum ein Weingut und deren Weine berühren uns dermassen wie die Weine der Bodegas Ontañón. Ich erinnere mich noch bestens an einen Märztag im Jahre 1999, wo ich an der Prowein in Düsseldorf zum ersten Mal mit diesen Weinen in Kontakt kam.

Eine eher scheue junge Frau kredenzte mir ihre Weine der familieneigenen Bodega und dies nicht ohne jeweils das Glas vorgängig mit etwas Wein anzuvinieren. Es war an einer der vielen hunderten kleinen Ständen, kaum 1x2 Meter gross, an dem ich damals mein Rioja Glück fand.

Ich war begeistert und die Importe dieser Weine begannen. Zu dieser Zeit kommunizierte man noch mit Fax oder Telefon und gut war es - und oh Wunder es funktionierte auch alles!

Seit dieser Zeit importieren wir diese Weine und konnten auf diese Weise auch die grossartige Entwicklung der Bodegas Ontañón mitverfolgen.

Raquel Pérez Cuevas, die damals scheue junge Frau und die Tochter des Hauses, führt nun seit mehr als 20 Jahren die Weinbaubetriebe der Bodegas Ontañón. Sie hatte zuvor ein Ingenieur-Agronom Studium erfolgreich abgeschlossen, hat einen Masterabschluss in Rebbau und der Önologie inne und zudem auch noch einen Master in Business Administration.

Ihre drei Geschwister Leticia, Rubén and María komplettieren die Führungsetage der Unternehmung und repräsentieren die 4. Generation der Weinbau Familie Perez.

Raquels Vater übernahm einen Teil des Weingutes der Familie und begann in den frühen 1980er Jahren mit der Herstellung von eigenem Wein. Seine Vorfahren hatten zuvor die Trauben jeweils verkauft und keinen eigenen Wein hergestellt. Er war aber entschlossen, solche Weine zu produzieren, die das Rioja verkörpern sollten. Er glaubte, dass dort, wo seine Familie tief verwurzelt ist, die hochwertigsten Weine aus Rioja produziert werden könnten.

Die Bodegas Ontañon wurden 1984 gegründet und befindet sich seitdem im Familienbesitz.

Raquel erzählte uns einst von der grossen Landflucht, wo viele das Rioja verliessen, um in den boomenden Städten Madrid und Barcelona einem ringeren Verdienst nachzugehen. Auch erzählte sie uns damals, dass viele kleine und kleinste Weingüter keine Nachfolger hatten und ihr Land verkauften. Die Familie liess keine Möglichkeit aus, um, wenn gutes Rebland feil war, dieses auch zu kaufen. Sie verfügt nun über 250 ha eigene Weinberge in der Region La Rioja Alta und der Region La Rioja Oriental, ebenso Rebland im Ribera del Duero und dazu etwas auch im Rueda Gebiet.

Die sich im Familienbesitz befindenden und zum grössten Teil sehr alten Weinberge in der Subzone Rioja Baja liegen hoch oben in den Sierra Yerga-Bergen bis in eine Höhe von 700 m. Die unterschiedlichen Böden der Einzellagen bestimmen den Charakter der Weine. Die eisenhaltigen Böden geben dem Wein mehr Farbe und Körper, lehmhaltige Lagen verleihen Seidigkeit und Körper; die eher kalkigen Hochlagen bringen viel Aroma und schliesslich die überragenden Kiesel-Lagen sorgen für Finesse und Eleganz. Ausgebaut werden die Weine in französischen und amerikanischen Eichenfässern. In ihrer modernen Kellerei gelingt es Bodegas Ontañon unter Einsatz traditionsreicher Methoden Weine zu vinifizieren, die auf angenehmste Weise einen neuen Rioja Stil präsentieren.

Beim Schreiben nun merke ich, dass es vielmehr ein eigener Ontañón Rioja Stil ist, den ich in Worte fassen möchte. Eleganz, Tiefe und Frische etwa? Dazu aromatisch, würzig und umarmend harmonisch? Oder eine sehr ausgeglichene und balancierte Säure und Tanninstruktur? Das alles trifft zu und so notiere ich «am besten probieren Sie doch bitte diese Rioja Weine einmal». Sie werden begeistert sein und vielleicht geht es Ihnen dann wie uns, die Begeisterung hält seit 25 Jahren ununterbrochen an!

Der Wahlspruch der Bodegas Ontañon lautet:

«Pasión por la Viña, Pasión por el Vino, Pasión por el Arte» also «Leidenschaft für die Weinberge, Leidenschaft für den Wein, Leidenschaft für die Kunst». Daher gilt ihr Augenmerk nicht nur dem Anbau von Wein, sondern auch der Förderung von Künstlern deren Werke, insbesondere der Götter der altgriechischen Mythologie, sowohl in der Bodega wie auch in einem der Bodega angegliederten Museum zu bewundern sind.

Dieses Museum wurde ca. 2005 eröffnet und so wie uns Raquel lachend erzählte, hätte ihr Herr Papa nun eine sinnvolle Aufgabe erhalten….

Hinter der Bodega Ontañón, die gleichzeitig auch ein Museum ist, steht der Traum und die Arbeit der Familie. Es ist dem riojanischen Künstler Miguel Ángel Sainz  (1955-2002) zu verdanken, dass diese Weinkellerei heute zu einer Pilgerstätte der Weinkultur geworden ist. Das Innere der Bodega ist lichtdurchflutet und der Besucher kann die Geschichten auf sich wirken lassen, die ihm die Glasfenster, Bilder und Skulpturen erzählen. Viele staatliche Museen würden beim Anblick der riesigen Skulpturen erblassen, die überall auf dem Weingut aufgestellt sind. Raquel Pérez Cuevas und ihre drei Geschwister verkörpert die Symbiose zwischen Wein und Kunst auf das Beste und dies erst noch im eigenen Museum.